Die Götter müssen verrückt sein | „Gilgamesh“ von Raoul Schrott

@fotografie_akd Im dritten Jahrtausend vor Christus war die Stadt Uruk im Gebiet des heutigen Irak die vielleicht größte und erste Metropole der Welt. Mit einer Fläche von 5,5 Quadratkilometern wäre sie nach heutigen Maßstäben eher eine Kleinstadt, aber für antike Verhältnisse war das eine gigantische Siedlungsgröße, die von der Stadt Rom beispielsweise erst im zweiten …

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Drei Gesichter eines Defekts | „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ von Theodor W. Adorno

Im Jahr 1967 hielt Theodor W. Adorno bei einem Aufenthalt an der Universität Wien einen Vortrag über den damals in der Gestalt der NPD neu aufkommenden, deutschen Rechtsradikalismus. Zu dieser Zeit stand die Frage im Raum, wie es überhaupt sein konnte, dass nicht sehr lange nach dem Zweiten Weltkrieg schon wieder eine rechtsradikale Partei in …

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Was der Besuch hier wollte | Das UFO-Video vom November 2004

Am 27. April 2020 deklassifizierte das amerikanische Verteidigungsministerium eine Reihe von Videos, auf denen Flugobjekte zu sehen sind, die laut Pentagon trotz eingehender Untersuchungen unidentifiziert geblieben sind. Es handelt sich hier um im Internet längst bekannte, kurze Videoclips mit kryptischen Namen wie FLIR und GIMBAL, die in den vergangenen Jahren vom US Militär aufgenommen wurden …

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Lebenslauf einer Theorie | „Achsenzeit“ von Jan Assmann

@fotografie_akd Dem Pariser Bibliothekar Abraham-Hyacinthe Anquetil-Duperron gelingt um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die erste Übersetzung des Zend-Avesta, der heiligen Schrift der durch den alt-iranischen Propheten Zarathustra gegründeten zoroastrischen Religion. Nebenbei macht Anquetil-Duperron bei der Übersetzungsarbeit eine Beobachtung, die noch Jahrhunderte später Philosophen und Historiker faszinieren soll: Zarathustra hat vermutlich im sechsten Jahrhundert vor Christus …

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Gnadenlose Zeit | „Austerlitz“ von W.G. Sebald

@fotografie_akd Die Erinnerung an den Nationalsozialismus und seine Verbrechen, die schon 1998 von Martin Walser in seiner berüchtigten Friedenspreis-Rede als zu viel empfunden wurde, und manchem seit jeher als lästige Pflichtübung gilt, spielt für Jaques Austerlitz, die Hauptfigur in W.G. Sebalds letztem Roman, eine vollkommen umgekehrte Rolle. Austerlitz fehlt die Erinnerung, er muss sie sich …

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Die große Klage | „Doktor Faustus“ von Thomas Mann

In den mehr als siebzig Jahren seit seiner Veröffentlichung ist sicher alles über diesen Roman gesagt worden, aber trotzdem hier ein kurzer Punkt dazu. Erst das Allgemeine: „Doktor Faustus“ ist die Lebensgeschichte des Komponisten Adrian Leverkühn, erzählt von seinem Freund Serenus Zeitblom. Letzterer ist Gymnasiallehrer für alte Sprachen und drückt sich entsprechend altertümlich aus, womit …

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Das andere Ende der Geschichte | „Europadämmerung“ von Ivan Krastev

@fotografie_akd Ganz am Ende des Buches, in der Danksagung, erwähnt Ivan Krastev seinen Literaturagenten, der ihn überzeugt habe, "dass nur eines schlimmer ist, als mitten in einem großen Umbruch ein Buch zu schreiben, nämlich es nicht zu schreiben". Mit dem großen Umbruch sind die Massenmigration und der Aufschwung des Rechtspopulismus in Europa gemeint. Krastevs ernüchternder …

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Die zu gute Recherche | „Der Friedhof in Prag“ von Umberto Eco

@fotografie_akd Als im Jahr 2011 "Der Friedhof in Prag" erschien, waren sich Süddeutsche Zeitung und FAZ einig, dass es sich um einen gescheiterten Roman handelte. Der Plot dieses letzten großen Werkes von Umberto Eco klingt aber zunächst eigentlich so gut, dass dieses Scheitern - wenn man sich diesem Urteil anschließen wollte - erstaunlich ist. Der …

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Der letzte Alleskönner | „Maker of Patterns“ von Freeman Dyson

Freeman Dysons Autobiographie "Maker of Patterns" beginnt mit so etwas wie einer Entschuldigung. Im Vorwort schreibt Dyson, so wie das Buch "The Double Helix" des Biologen James Watson basiere auch "Maker of Patterns" auf Briefen, die der Autor über die Jahrzehnte an seine Eltern geschrieben habe. Nur leider habe er im Gegensatz zu Watson hier …

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Neues vom ersten Dichter | „Theogonie“ übersetzt von Raoul Schrott

Die göttliche Familie der griechischen Antike hat ihre ganz eigenen Probleme. Die Erde Gaia und der Himmel Uranos zeugen eine erste Generation von Nachkommen, die Titanen, aber Uranos findet alle seine Kinder so hässlich, dass er sie in den Mutterboden zurückstopft. Die Erde wehrt sich dagegen und stiftet ihren Jüngsten, Kronos, dazu an, den eigenen …

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Medienkritik von innen | „Haltung“ von Mely Kiyak

@fotografie_akd Der Essay "Haltung" ist Mely Kiyaks Antwort auf das "Haltung zeigen!", das man sich auf Preisverleihungen der Medienbranche gegenseitig zuruft. Ihre Antwort ist: Haltung zu zeigen wäre vor Jahren schon nötig gewesen und genügt nicht mehr, denn die Rechtsradikalen sitzen jetzt in den Parlamenten und verändern das Land bereits. Statt der bloßen Zurschaustellung einer …

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Früher war mehr Lametta | „Retrotopia“ von Zygmunt Bauman

@fotografie_akd Im kurz vor seinem Tod im Jahr 2017 vollendeten Werk "Retrotopia" analysiert der Soziologe Zygmunt Bauman Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit. Das Themenspektrum des Buches ist breit und erstreckt sich von weltpolitischen Erscheinungen wie dem internationalen Terrorismus, globalen Migrationsbewegungen und dem Aufstieg der Rechtspopulisten bis hin zum privaten Nutzungsverhalten moderner Kommunikationsmittel und einem zunehmenden individuellen …

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Aufstieg des homo oeconomicus | „Die schleichende Revolution“ von Wendy Brown

@fotografie_akd "Die schleichende Revolution" von Wendy Brown ist eine schonungslose Darstellung des Neoliberalismus, ein schwer zugängiges und gleichzeitig aufrüttelndes Buch. Anstrengend zu lesen ist es, weil es den Anspruch verfolgt, der wissenschaftlichen Theorie über den Neoliberalismus etwas substanzielles hinzuzufügen. Aufrüttelnd ist es, weil es zeigt, wie der Neoliberalismus es schaffen kann, die Demokratie von innen …

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„Der Aufruhr der Ausgebildeten“ von Wolfgang Kraushaar

"Der Aufruhr der Ausgebildeten" fasst die internationalen Proteste des Jahres 2011 zusammen. Obwohl das Buch schon im März 2012 erschienen ist, nur ein Jahr nach den Umstürzen des "Arabischen Frühlings" und wenige Monate nach der Räumung des Occupy-Wall-Street-Camps in New York - zu einer Zeit, als noch nicht sicher schien, ob die Occupy-Bewegung wirklich schon zu …

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