Wie ich den Buchblog-Award 2020 nicht gewann

Es ist ein handfester Skandal: Anton Weyrothers Literaturpodcast, der uns in diesem Jahr schon Werke von Wendy Brown und Jan Assmann näher brachte, berühmten Romanen von W.G. Sebald und Umberto Eco mit brillanten Rezensionen ihren rechtmäßigen Platz im Kanon der Weltliteratur für die Ewigkeit zuwies und selbst klassische Werke von Thomas Pynchon, Carl Jung, Thomas Mann und nicht zuletzt das Gilgamesh-Epos in neuem Licht erstrahlen ließ – dieser fantastische Podcast also, der die Literaturlandschaft schon jetzt verändert hat, wird, wie nun bekannt wurde, im Jahr 2020 nicht den deutschsprachigen Buchblog-Award gewinnen!

Der Podcast war zwar für den Preis nominiert, unter anderem in der Kategorie „Bester Newcomer“, aber er hat es, wie wir nun erfahren mussten, nicht auf die Shortlist geschafft. Wie konnte dieser unglaubliche Fehler passieren? Es ist (mir) unklar, nach welchen Kriterien die Shortlist ausgewählt wurde. Welche Rolle spielte die öffentliche Abstimmung? Welche spielte die fünfköpfige Jury? Hatte Anton Weyrothers Literaturpodcast zu wenige Fans, um mit immer neuen E-Mail-Adressen online ausreichend viele Stimmen abzugeben? Oder fehlte es dem Podcast in den Augen der Jury vielleicht an Innovation, an Frische oder an einer sympathischen Moderation? Vermutlich alles auf einmal, denn natürlich besitzt Anton Weyrothers Literaturpodcast das alles nicht! Aber dafür liefert er Rezensionen! Kann man damit etwa heute keine Preise mehr gewinnen?!

Wir wollen erst einmal tief durchatmen und uns genauer ansehen, welcher Preis uns hier vorenthalten wird. Der Buchblog-Award wurde 2017 ins Leben gerufen. Veranstalter sind der Börsenverein des deutschen Buchhandels und eine Firma, die Leseproben von Neuerscheinungen online verteilt. Die Gewinner des Preises wären auf der Frankfurter Buchmesse verkündet worden, wenn sie dieses Jahr stattfinden würde. (Oder findet sie statt? Ich habe den Überblick verloren.) Und zu gewinnen gibt es gleich fünf Preise: Einen Platz in der Jury des deutschen Buchtrailer-Awards (offenbar ein weiterer wichtiger Preis des Literaturbetriebs, der die kreativsten „Buchtrailer“ auszeichnet, was immer das auch sein mag), ein E-Book-Reader, ein Porträt auf (dem offenbar in der Buchhändlerszene sehr wichtigen Medium) boersenblatt.net, ein Büchergutschein über 100 Euro und ein Tee-Paket von Tee-Gschwendner!

Wegen dieses Tee-Pakets ärgert mich die Sache besonders. Denn natürlich bin ich als Bücherfreund auch Teetrinker. Das Tee-Präsent „Starker Fokus, innere Reinheit“ und ein Gutschein für weitere Tee-Sorten hätte mein Tee-Game auf ein neues Level katapultieren können. Tee-Gschwendner hätte meinen bisherigen Vorrat von ayurvedischen Yogi-Tees und nepalesischen Kräutermischungen sicher um neue, vollkommen unerhörte Sorten erweitert. Die nächsten Podcast-Episoden hätten sich mit diesen Tees in der Blutbahn und mit der Anerkennung der deutschen Literaturszene im Rücken praktisch wie von selbst aufgenommen.

Nun aber wird es schwer. Hat das Projekt jetzt noch eine Zukunft? Von der literarischen Community ausgestoßen, vom Börsenverein verachtet und von Tee-Gschwendner nicht einmal wahrgenommen muss Anton Weyrothers Literaturpodcast nun irgendwie wieder auf die Beine kommen. Aber wie? Wofür lohnt es sich jetzt noch?

Das Schlimmste ist, dass die im Internet üblichen Regeln des fair play und der forced positivity nun eigentlich von mir verlangen, meinen Konkurrenten, die lachend an mir vorbeigezogen sind, alles Gute zu wünschen und ihnen ein shoutout zu gewähren, wie etwa: „Der wunderbare LESELARS ist auf der Shortlist des #bubla2020! Schaut Euch unbedingt sein Blog ‚Das wars mit Lars‘ an!“ Oder: „Die kluge Frollein BuchVerrückt rezensiert in ihrem tollen Podcast ‚Liebe, Lust und Lesezeichen‘ alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! ❤ ❤ ❤ Wünscht ihr Glück für den #bubla2020!!!“ – Es tut mir leid, aber was erwartet Ihr da von einem gebrochenen Mann. Ich brauche gerade meine gesamte positive Energie, um mich überhaupt selbst nochmal aufzurappeln.

Am meisten hatte ich mich auf dieses schöne Interview gefreut, das der Buchblog-Award immer mit seinen Preisträgern führt. Vielleicht hilft es, wenn ich dieses Interview hier nun einfach mit mir selbst mache. Ganz so, als wäre ich noch mit dabei… als gehörte ich noch dazu….

Kurzvorstellung & Speed-Fragerunde

Mein Name: Anton Weyrother
Mein Blog: Anton Weyrothers Literaturpodcast und weyrother.net
Ich bin nominiert in der Kategorie: Bester Newcomer

Hier bin ich auch zu finden: Spotify, iTunes, GooglePodcasts, Anchor, RadioPublic, Pocket Casts, Breaker, Instagram, Youtube
Ich blogge seit: Anfang 2020

Ich lese am liebsten: Romane; Sachbücher aus dem Bereich Philosophie und Wissenschaft
Dieses Buch hätte nie enden dürfen: Ich bin meistens froh, wenn Bücher enden.
Das ist meine Lieblingsbuchfigur: der Ich-Erzähler in „Holzfällen“
Das sind meine Lieblingsverlage: Ich will keine Werbung für Verlage machen aber ich habe einen Favoriten (wie man vielleicht an der Auswahl erkennt).
Hier kaufe ich meine Bücher am liebsten: Medienhaus Dussmann in der Friedrichstraße, Berlin
Diese Buchblogs/Buchkanäle sind meine persönlichen Favoriten: wie gesagt… ich kann das jetzt nicht…

Das Interview

Wie bist Du zum Bloggen gekommen?

Das will sicher niemand wissen. Dieses Interview ist wahrscheinlich doch keine gute Idee.

Was zeichnet Deinen Podcast aus?

Meine genau getakteten Atempausen beim Sprechen.

Was macht Dir beim Bloggen am meisten Spaß? (Und nervt auch mal was?)

Ich weiß es doch auch nicht. Euren Preis zu gewinnen hätte mir natürlich Spaß gemacht. Jetzt räumt ein anderer das Tee-Gschwendner-Paket „Starker Fokus, innere Reinheit“ ab.

Was ist das Besondere am Bloggen auf Deinen Plattformen (Podcast und Instagram)?

Auf Instagram sieht man mich von einer völlig anderen Seite und man denkt sich wahrscheinlich „Hoppla, das hätte ich jetzt nicht gedacht!“

Was würdest Du Blogger-Neulingen oder jenen raten, die mit dem Bloggen über Bücher anfangen wollen?

Mein Rat ist: Macht Euch keine Hoffnungen. Das ist ein knallhartes, gnadenloses Geschäft. Ihr seid ganz auf Euch selbst gestellt. Zieht Euch warm an. Glaubt bloß nicht, Ihr würdet mit ein paar Rezensionen einen Preis gewinnen.

Welche Buch- bzw. Lese-Trends findest Du momentan spannend?

Die aktuellen Trends gehen leider alle an mir vorbei. Ich lese einfach, was mich interessiert. – Achso! Vielleicht ist das ja der Grund, warum ich nicht gewonnen habe!

Was war Dein schönstes Buch-, Lese-, Verlags- oder Autor*innen-Erlebnis?

Ich war für den #bubla2020 nominiert und hatte kurz die Hoffnung, ich könnte gewinnen. („Krieg und Frieden“ und „Die wiedergefundene Zeit“ waren auch ok.)


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2 Gedanken zu “Wie ich den Buchblog-Award 2020 nicht gewann

  1. Warum stoße ich erst jetzt auf diesen Hilfeschrei eines Buchbloggers, auf den die Welt gewartet hat und der so unbarmherzig in den Staub geworfen wurde? Es zerreißt mir das Herz, dass dein Leid jetzt schon ein halbes Jahr andauert und sich bislang niemand gefunden hat, der dir ein bisschen Trost schenken konnte – und wollte! Aber die gute Nachricht ist: Wir sind zu zweit! Auch ich bin eine beim Award verschmähte (und verkannte) Buchbloggerin, die die Phase der abgrundtiefen Erschütterung über diese Zurückweisung durchschritten hat. Es war eine bittere Erfahrung, aber sie hat mich für die Zukunft gestählt: Alle Bubla-Niederlagen der nächsten Jahre werden an mir abperlen. „Steckt euch euer Gschwendner-Teepaket sonstwo hin!“, werde ich den Juroren zurufen. „Da, wo ich herkomme, sind nur Pakete von Tee Seeger etwas wert!“ Ich sehe bereits vor mir, wie diesen Schnöseln und Schnöselinnen die Unterkiefer runterklappen…
    Mach weiter wie bisher und einen herzlichen Gruß aus Hannover.

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    1. Ina, ich danke Dir für diese verständnisvollen Worte und für Deine Offenheit! Auch für Dich war es ja nicht leicht! Wir sind aber beide auf gutem Wege, über den Bubla 2020 hinwegzukommen, denn darüber zu sprechen ist der erste wichtige Schritt. Die Frage wird aber sein: Was machen wir mit dem Bubla 2021? Setzen wir uns der ganzen Sache noch einmal aus? Ich werde es wahrscheinlich vom Tee-Paket abhängig machen. (Von Tee Seeger hatte ich tatsächlich noch nie etwas gehört.)

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