Zwei Monde
In dem Schwerefeld der Erde
ziehen zwei Monde ihre Kreise,
jeder in der eigenen Sphäre,
gravitätisch, ewig, leise.
Einer ist es, den wir kennen,
und den einfach “Mond” wir nennen,
der in Phasen niederscheint
und den Kosmos uns vereint
mit des Ozeans Gezeiten,
Liebesschmerz und Schlafkrankheiten.
Doch des zweiten Mondes Rund
streift den Himmel unsichtbar,
denn er scheint uns ohne Grund.
Er ist einfach sinnlos da.
Auch wenn seine Silhouette
sich vor die des ersten schiebt,
machen wir noch jede Wette,
dass es einen Mond nur gibt.
Mit Beweisen und Modellen
scheint der Himmel gut durchdacht,
doch je mehr wir sie erhellen,
desto finstrer wird die Nacht.
Komm, entleere unsre Lehren,
kläre ohne zu erklären,
nimm den Weisen ihre Steine,
zweiter Mond, geh auf und scheine.