Zwei Monde


 

Zwei Monde

 

In dem Schwerefeld der Erde

ziehen zwei Monde ihre Kreise,

jeder in der eigenen Sphäre,

gravitätisch, ewig, leise.

 

Einer ist es, den wir kennen,

und den einfach “Mond” wir nennen,

der in Phasen niederscheint

und den Kosmos uns vereint

mit des Ozeans Gezeiten,

Liebesschmerz und Schlafkrankheiten.

 

Doch des zweiten Mondes Rund

streift den Himmel unsichtbar,

denn er scheint uns ohne Grund.

Er ist einfach sinnlos da.

Auch wenn seine Silhouette

sich vor die des ersten schiebt,

machen wir noch jede Wette,

dass es einen Mond nur gibt.

 

Mit Beweisen und Modellen

scheint der Himmel gut durchdacht,

doch je mehr wir sie erhellen,

desto finstrer wird die Nacht.

 

Komm, entleere unsre Lehren,

kläre ohne zu erklären,

nimm den Weisen ihre Steine,

zweiter Mond, geh auf und scheine.